Winterarbeiten 2005/2006



In den Herbstferien 2005 waren die Kiddies bei der Oma und meine Frau und ich machten eine Woche Urlaub im Bergischen Land.
Wer fährt schon freiwillig in eins der niederschlagreichsten Gebiete Deutschlands?
Na ich, ich bin doch dort aufgewachsen!
Mein Neffe Stefan war so nett, mir seine 34PS CB500 zu leihen und mein Schwager nahm sich die Zeit, mir mit seiner VX800 die Gegend wieder nahe zu bringen, in der schon der kleine Peter mit der Trommel um den Christbaum gerannt und der halbstarke Peter mit dem Mofa um die Talsperren gerollt ist.
Die Touren führten uns über das Bergische, Oberbergische bis ins Hochsauerland und Siegerland -

Kurven über Kurven... *schwärm*

So wurde die Idee geboren, ein Mopped im Bergischen zu haben. Mein Neffe würde mir zwar seine Maschine sicher wieder leihen, aber während dessen könnte er dann nicht (mit-) fahren. Das Mopped sollte handlich, stabil, zuverlässig, spritzig, pflegeleicht und tageslichttauglich sein und dabei zwischen 1500 und 2000 Euro kosten.
Eine Fazer wäre natürlich das passende, aber Fazer gabs (Ende 2005) nicht unter 2000EUR und für CB500 und GPZ500 wurden in vertretbarem Zustand irrationale Preise aufgerufen.

Während meiner Suche wurde bei Ebay folgendes Mopped versteigert

Diese "CBR600F-Naked" brachte mich auf die grundsätzliche Idee, wie das zukünftige Mopped aussehen könnte:

Nackt sollte es sein und schwarz sollte es sein und zu mir passen sollte es auch... (siehe Bild)

Ok,ok, ich sehe mit Mitte 40 nicht (mehr ;-) aus wie Dolph Lundgren,
aber eine Fazer sieht auch nicht aus, wie Grace Jones. Auch nicht, wenn die Fazer schwarz ist!

Also suchte ich nach einem passenderen Foto, habe heftig damit herumgespielt und Heraus kam dabei dies:

Eine nackte Fazer (fürs Bergische) kurz fn600

Im Forum www.fzs600-fazer.de konnte ich zu einem vernünftige Preis Gabelholme mit Brücken erstehen. Also fehlte mir nur noch eine Unfall-Fazer mit Frontschaden. Hätte ich vor dem Kauf der Holme nach den Angeboten geschaut, hätte ich das Vorhaben gleich begraben. Für die "Wracks" wurden Preise aufgerufen, für die man leicht auch Maschinen ohne Unfall bekommen hätte.
Mit etwas Glück und Google's Hilfe fand ich dann etwas, das für Arbeit im Winter sorgen sollte. Mails und Telefonate gingen hin und her, eine Überweisung folgte und nach zwei Wochen war "das Wrack" endlich da und entsprach der Beschreibung des Verkäufers.



So sah sie aus, als sie angeliefert wurde...



Kanzel links zerstört,
Rückspiegel links fehlt,
Blinker vorne links fehlt,
Verkeidungsscheibe fehlt.


Lampenhalter verbogen,
Gabel verbogen,
Kotflügel gerissen.


Gabel verbogen,
Motordeckel rechts verkratzt,
Verkleidung gerissen und verkratzt, (aber das hatten wir schon)
Lenker verbogen,
Bremshebel abgebrochen,
Tank mehrfach verbeult,
Fußraste rechts fehlt.


Heckverkleidung schief und verkratzt,

der Rest ist eine schwarze 98er FZS600 mit 39tKM, TüV 06/06, auf Michelin Pilot Sport mit ca. 1,5mm Profil über der Verschleißgrenze, sauber laufendem, dichten Motor allerdings mit den o.g. "leichten Mängeln" ;-)


...dann ging ich ihr "an die Wäsche"...

Ich habe zunächst irgendeinen alten Lenker montiert, da mich das krumme Rohr, in Verbindung mit der verbogenen Gabel bei jedem Rangieren beinahe meschigge machte!
Nachdem der Vorbau samt Kanzel und Lampen entfernt war, kamen die neuen Holme rein und eine rechte Fußraste bekam sie auch wieder (ist halt doch komfortabler ;-).


...als nächstes war der Tank dran...
Ich baute also den Tank ab, und nahm ihn mit in den Keller.
Dort brauchte ich fast zwei Dosen Kunstharzspachtel á 250g, um die tiefen und flachen Beulen im Tank so zu egalisieren, dass etwas zum abschleifen übrig blieb.
Die Idee, aufgrund der in meiner stromlosen, kalten Garage vorherrschenden Temperaturen den Tank im Keller abzuschleifen, schien mir auch ok.
Die Folgen waren aber alles andere als ok.

Mein Keller sieht aus, wie eine Bäckerei - überall mehlfeiner weißer Staub! (*Schei$$e!*)

Glücklicherweise ist meine Frau diesbezüglich recht schmerzfrei (weil ich den Keller putze). Erst als der Staub langsam die Kellertreppe hochkam vernahm ich sowas wie: "Die Treppe putz ich dann nach dem Wochenende".



Aber der Reihe nach:

Der Tank von rechts im "Lieferzustand" mit seinen 6 "schönsten" Dellen:

Schon in diesem Stadium bekam der Gedanke, einen heilen Tank zu kaufen, etwas faszinierendes. Doch ich begann den Tank zu spachteln...


So sollte der Tank (farblich!) mal aussehen, zumindest theoretisch!


Nach der ersten Lackierung mit dem "Speziallack" war ich noch guter Dinge, bis ich nach dem Trocknen den Klarlack aufbrachte. Der wurde auch nach 24 Stunden im warmen, trockenen Keller nicht grifffest. Selbst nach 36 Stunden konnte ich mit den Fingern im Klarlack meine Fingerabdrücke hinterlassen.


Nachdem ich bei der Lackierung, bzw. deren finaler Abdeckung mit Klarlack so jämmerlich gescheitert war, begann ich, den Rückschlag aufzuarbeiten.
Die Folgen waren verheerend - für den Lack...
Der Rest ist einfach - bin ich erstmal sauer, mache ich keine Gefangenen. Das folgende Foto ist NACH dem Foto darüber entstanden!!!


Um zwischendurch wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis zu haben, habe ich dann noch die Lampe und ihre Halter angebracht:
Das sieht -wie ich finde- schon richtig nach Mopped aus...


Den Tank habe ich übrigens noch zweimal zu lackieren versucht.
Für das Geld, was ich für Material und Zeit investiert habe, hätte ich es auch vom Profi machen lassen können - und sollen...

...und genau das habe ich schliesslich auch getan!


...Urlaub...

Urlaub = Ausschlafen! Als ich dann endlich aufgestanden war, war es draussen auch schon hell genug (es war Winter) um in der Garage basteln zu können.
Gegen die Kälte hatte ich mir bei Ebay einen Gasstrahler besorgt. Mit einer 5kg Propangasflasche gab er mir wenigstens ein bischen Wärme.
Der Tank war ja nun drauf, die Heckverkleidung auch, aber da lag noch der Lenker.
Wie immer bei solchen Zubehör-Teilen stellt sich die Frage: Löcher bohren, oder Nippel abknipsen? Ich habe mich für das Abknipsen entschieden. Bei der Montage habe ich eine Lage Stage-Tape um den Lenker gewickelt und so sitzen die Schalter bombenfest.



Miniblinker und Insektenfühler (=Rückspiegel) sind gut zu erkennen.


...Instrumente...


Was hatte ich alles für Ideen, was die Montage der Instrumenteneinheit (IE) anging...
Klar, daß ich zunächst an den Lampenhalter dachte. Aber Tante Louise hat 2oo6 netterweise eine einfache Universalhalterung im Sortiment.



Also kamen diese Schellen, unter Verwendung der vom Lampenhalter übriggebliebenen Gummipolster an die Gabel.



Jetzt hiess es nur noch, das oben sichtbare Provisorium durch einen haltbaren Träger zu ersetzen, der die unteren beiden Schrauben der IE mit den Schellen am Standrohr verbindet. Ein L-Profil auf Länge gesägt, mit Moosgummi belegt und schwarz lackier (warum eigentlich?) brachte den gewünschten Effekt. Die IE war da, wo sie hingehört.



...prinzipiell fertig...


Zum Schutz von Fahrer und Instrumenten hab ich noch eine kleine Scheibe montiert und das Ergebnis sieht nun so aus:


Ich finde das Ergebnis sieht der Vorlage hinreichend ähnlich, oder?




Nachtrag:
Nun (Ende September '06) fahre ich die nackte Fazer seit 6 Monaten und habe gut 5000km abgespult .
Das klingt nicht nach viel, aber ich konnte 2006 nur an den Wochenenden fahren!
Aber es gibt ein Problem:
Sie ist dermassen gut zu fahren, daß ich sie jeden Tag fahren will!
Es muss also ein anders Mopped fürs Bergische her -

also ein weiterer Versuch!


...soviel zum Wiederaufbau.